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Hintergründe der Initiative Finanzielle Bildung
Welchen Vertrag soll ich für mein erstes Handy abschließen? Was muss ich beim Mieten meiner ersten Wohnung wissen? Wie sichere ich meine Familie ab? Wie sorge ich für das Alter vor? In allen Phasen müssen wir Entscheidungen treffen, die einen großen Einfluss auf unser weiteres Leben haben. Diese Entscheidungen erfordern ein grundlegendes Wissen über finanzielle Zusammenhänge und Produkte. Kurz: Die Voraussetzung für gute Entscheidungen ist finanzielle Bildung.
Studien zeigen, dass Deutschland im Bereich der finanziellen Bildung Nachholbedarf hat. Unsere gemeinsame Initiative will das ändern, um Potenziale für Teilhabe, Wachstum und Wohlstand nicht länger ungenutzt zu lassen.
„Finanzielle Bildung ist ein Instrument zur Selbstermächtigung. Zur vollen gesellschaftlichen und ökonomischen Teilhabe gehört es, dass jede und jeder individuell für sich kompetente finanzielle Entscheidungen treffen kann – von Versicherungs- und Vorsorgeentscheidungen bis hin zur Frage, ob und mit welchem Risiko Kapitalmarktchancen genutzt werden. Erwerb von Eigentum und Aufbau von Vermögen sind in Deutschland ohnehin schon unnötig schwer. Hier wollen wir Barrieren abbauen. Dazu gehört auch, finanzielles Wissen zu verbessern und eigenverantwortliche Entscheidungen zu unterstützen. Ich bin überzeugt: Auf Dauer können wir mit unserer gemeinsamen Initiative neue Chancen für Wohlstand und Vermögensaufbau schaffen.“
Bundesfinanzminister Christian Lindner bei der Vorstellung der Initiative Finanzielle Bildung
Das BMF und das BMBF bringen die Initiative gemeinsam voran, um beide Aspekte – Finanzen und Bildung – gleichermaßen zu adressieren. Aber auch andere Bundesministerien und die vielen wichtigen Stakeholder im Bereich der Finanzbildung haben sich bereits an der Initiative Finanzielle Bildung beteiligt und sind auch weiter eingeladen, dies zu tun.
Finanzbildungsstrategie für Deutschland
Ein zentraler Baustein unserer Initiative ist die Erarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie – in Zusammenarbeit mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder. Das ist überfällig, denn Deutschland war das letzte G20-Land, das noch nicht an einer Finanzbildungsstrategie gearbeitet hat oder eine solche schon hat. Die Strategie wird die aktuell in Deutschland bestehenden Herausforderungen im Bereich der finanziellen Bildung herausarbeiten und darauf aufbauend konkrete Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Stärkung der finanziellen Bildung in Deutschland ableiten.
Stakeholder-Fragebogen
Der erste Schritt zur Erarbeitung einer nationalen Finanzbildungsstrategie stellt ein Mapping der bestehenden Angebote sowie Nachholbedarfe im Bereich der finanziellen Bildung dar. Zu diesem Zweck haben BMF und BMBF gemeinsam mit der OECD einen Fragebogen erstellt und im Juli 2023 an Stakeholder aus dem öffentlichen, privaten und zivilgesellschaftlichen Sektor verteilt. Insgesamt haben sich gut 160 Anbieterinnen und Anbieter an dieser Erhebung beteiligt.
Stakeholder-Workshop
Aufbauend auf den ersten Erkenntnissen des Fragebogens haben BMF und BMBF gemeinsam mit der OECD am 20. Oktober 2023 einen Stakeholder-Workshop im BMF in Berlin ausgerichtet. Ziel des Workshops mit rund 130 Personen war es, die im Rahmen des Fragebogens erlangten Erkenntnisse zu vertiefen und im Gespräch mit den Stakeholdern ggf. neue Facetten der Finanzbildungslandschaft in Deutschland kennenzulernen. Neben Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger versammelte der Workshop dazu führende Akteurinnen und Akteure aus dem öffentlichen Bereich, Verbraucher- und Unternehmensverbänden, privaten Bildungsinitiativen sowie der Wissenschaft, die sich bereits im Vorfeld über die Teilnahme an einer Onlinebefragung in den Strategieprozess eingebracht hatten. Während des Workshops wurden die Prioritäten, Herausforderungen und Erwartungen bezüglich finanzieller Bildung in einem breiten Rahmen diskutiert. Die Erkenntnisse des Workshops werden in den Prozess zur Erarbeitung der Finanzbildungsstrategie einfließen.
OECD-Bestandaufnahme zur Finanzbildung in Deutschland
Die OECD hat die Erkenntnisse des Stakeholder-Fragebogens vertieft ausgewertet. Sie sind in eine von BMF und BMBF beauftragte Analyse zum Stand der Finanzbildung in Deutschland eingeflossen. Die Bestandsaufnahme der OECD zeigt, dass die Finanzkompetenz in Deutschland im internationalen Vergleich gemessen am Durchschnitt der Gesamtbevölkerung zwar gut ist, aber es deutliche Lücken in bestimmten Gruppen und zu bestimmten Themen gibt. Außerdem werden punktuelle Verbesserungsmöglichkeiten im Finanzbildungsangebot in Deutschland aufgezeigt. Die OECD betont daher die Notwendigkeit einer nationalen Strategie und leitet erste Empfehlungen ab, die in einer nationalen Finanzbildungsstrategie bedacht werden sollten.
OECD-Vorschlag für eine nationale Finanzbildungsstrategie
Am 24. September 2024 haben Bundesfinanzminister Christian Lindner und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger den Vorschlag der OECD für eine nationale Finanzbildungsstrategie für Deutschland entgegengenommen.
Grundlage des OECD-Vorschlags ist ein breit angelegter Konsultationsprozess unter allen Stakeholdern der finanziellen Bildung in Deutschland. Eingebunden in diesen Prozess waren über einen Zeitraum von einem Jahr u. a. Verbraucherschützerinnen und -schützer, Schuldenberaterinnen und -berater, Banken und Versicherungen, Bildungs-Startups, verschiedene Bundes- und Landesbehörden sowie Vertreterinnen und Vertreter von Lehrenden und Schülerinnen und Schülern.
Finanzielle Bildung in Wissenschaft und Forschung vorantreiben
Finanzielle Bildung soll auch durch Forschung stark gemacht werden. Das BMBF wird hierzu Vorhaben fördern, die zu den Grundlagen forschen, aber auch Projekte unterstützen, die anwendungsorientierte Lehr- und Lernangebote entwickeln, erproben und evaluieren.