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youstartN der Stiftung Bildung

Textfassung des Videos „youstartN der Stiftung Bildung“

LISA SCHEDDIN: Ja, hallo und herzlich willkommen zu unserem Format. Mein Name ist Lisa Scheddin, ich bin Projektleiterin des „youstartN“-Förderprojektes der Spenden finanzierten Stiftung Bildung. Und ich bin heute nicht alleine hier. Ich habe meinen Kollegen Aldo Stephan mitgebracht. Und gemeinsam wollen wir Sie mitnehmen auf eine kleine Reise durch die Welt der Schüler/-innenfirmen und durch unser Förderprojekt.

ALDO STEPHAN: Genau, aber wir fördern nicht nur Schüler/-innenfirmen, wir fördern auch Schüler/-innengenossenschaften, Azubifirmen, ganz viele kleine Formen. Bei uns im Projekt nennen wir sie deswegen einfach kurz und knapp Schüfis. Der Name wird euch vielleicht auf dieser Präsentation öfter entgegenkommen. Schüfis sind für uns Erfahrungslabore für finanzielle Bildung und Entrepreneurship Education und das nicht nur an der normalen Schule, sondern auch an Grundschule oder Berufsschule, verschiedenen Schulformen.

LISA SCHEDDIN: Wir beginnen unsere Reise mit zwei Best Practice Beispielen aus unserem Netzwerk. Und das erste kleine Video, das wir Ihnen zeigen möchte, ist von einer Grundschule. Und diese stellt ihr Projekt vor mit dem Namen die „Frei-Day Frühstücksgruppe“. Und was diese Schüfi genau macht, das schauen wir uns jetzt einmal an, Film ab.

[EINSPIELFILM] SCHÜLERIN: Wir wollen, dass unsere gesamte Schulgemeinschaft gesundes Frühstück essen kann. SCHÜLERGRUPPE: Wir verkaufen frisch belegte Brückchen, Energiebällchen und Obst und Gemüse ist bei uns immer kostenlos. [ENDE EINSPIELFILM]

ALDO STEPHAN: Nach diesem Beispiel aus der Grundschule wollen wir Ihnen die ganze Palette ein bisschen näherbringen von den Schüfis, die wir überhaupt generell fördern. Deswegen nehmen wir Sie jetzt mit an die Sekundarstufe. Das "my Bold" Unternehmen, Alia werdet ihr hier kennenlernen. Sie hat damals eine etwas innovativere Schüler/-innenfirma mitgegründet. Film ab!

[EINSPIELFILM] SCHÜLERIN: Wir sind das „my Bold“ Unternehmen. Ja, genau, die mit der selbstkühlenden Flasche durch Solarenergie. Wir 15 Schüler haben ein Ziel, eine Geschäftsidee, die die effiziente Nutzung erneuerbarer Energie ermöglicht. SCHÜLER: Und das ist unser Prototyp. SCHÜLERIN: Sobald wir das Produkt auf den Markt gebracht haben, gehen wir Kooperationen mit Hilfsorganisationen ein, um auch in Krisengebieten kalte Gefäße für beispielsweise Medikamente bereitzustellen. SCHÜLERIN: Darüber hinaus kann ein Wasserfilter eingebaut und sauberes Trinkwasser geboten werden. SCHÜLERGRUPPE: „my Bold“ make bold. [ENDE EINSPIELFILM]

LISA SCHEDDIN: Also, was ist nun eigentlich genau eine Schüfi? Wie Sie gesehen haben, geht es bei diesen Projekten immer um eigenständige Übungsunternehmen, die von den Kindern und Jugendlichen selbst gegründet und geleitet werden. Sie können sich hierbei in verschiedenen Formen organisieren, wie Genossenschaften, Aktiengesellschaften oder einer GmbH. In diesen Formen produzieren die Kinder und Jugendlichen wirklich reale Produkte und generieren dadurch reale Einnahmen und Ausgaben. Das heißt, sie kommen nie in die Konkurrenz mit richtigen Wirtschaftsunternehmen, da diese Projekte an der Schule verankert sind und als Bildungsprojekt gelten. Das ist sehr wichtig und notwendig.

ALDO STEPHAN: Genau. Aber wie kommt überhaupt ein Schüler, eine Schülerin auf die Idee, bei so einer Schüler/-innenfirma mitzumachen? Gehen wir nochmal zurück an das Beispiel, was Sie gerade gesehen haben, die „Frei-Day Frühstücksgruppe“. Ich weiß nicht, Sie werden diesen kleinen blonden Jungen mitgekriegt haben, das ist Marco. Und Marco fing mit einem Problem an: Die Frühstücksversorgung an seiner Grundschule war nicht gut genug und hat ihm nicht gefallen. Er hat sich ein Team gesucht und sie haben zusammen belegte Brötchen verkauft. Durch die Einnahmen konnten sie am nächsten Tag weitere belegte Brötchen kaufen. Und so hat sich eine Schüler/-innenfirma entwickelt. Wenn wir uns das zweite Beispiel angucken aus der Sekundarstufe, Alia beispielsweise, die wir dort kennengelernt haben, hatte schon immer eine Leidenschaft für Marketing. Und hat ein Team gefunden, was ein nachhaltiges Produkt auf den Markt bringen wollte und entwickeln wollte. Und deswegen hat sich diese Schüler/-innenfirma gegründet. Aktuell ist Alia beispielsweise Leiterin des ganzen Teams und Vorstandsvorsitzende von „my Bold“.

LISA SCHEDDIN: Und wie diese ganzen Projekte nun mit finanzieller Bildung zusammenhängen, darauf zwei Antworten. Nämlich zum einen kommen die Kinder und Jugendlichen durch ihre Projekte schon in Kontakt mit richtigen Geschäftsprozessen. Das heißt, sie müssen schon mal ein Konto führen, sie müssen sich mit Arbeitsverträgen auseinandersetzen, mit Gremienbeschlüssen oder mit einem ersten Business-Plan. Sie verlieren dadurch die Hemmung zu Geld. Und bekommen einen ersten Eindruck von einem verantwortungsvollen Umgang mit Geld. Das andere ist aber, dass sie diese ganze finanzielle Bildung mit Spaß und Freude entdecken. Da die Projekte der Kinder aus ihrer eigenen Lebenswelt kommen, da sie sie selbst gewählt und gegründet haben. Dadurch sind Schüler/-innenfirmen nicht nur finanzielle Bildung an sich, sondern ein motivierender Treiber für finanzielle Bildung überhaupt.

ALDO STEPHAN: Lassen Sie uns aber nochmal praxisnah gucken so, wie praxisorientiertes Lernen überhaupt funktioniert. Wenn wir nochmal an Marco denken. Marco hat also selbst belegte Brötchen an seine Mitschülerinnen und Mitschüler verkauft. Die Mitschülerinnen und Mitschüler haben ihm gesagt, die sind verdammt lecker, ich will mehr davon. Dadurch hat er Selbstvertrauen gewonnen. Er hat Selbstwirksamkeit an der Schule erleben können. Das ist, wieso dieser Treiber praxisorientiertes Lernen überhaupt wirkt und motiviert. Darüber hinaus hat er Verantwortungsbewusstsein gelernt und Mut erlangt und ist jetzt tatsächlich dabei, immer von selbst auch neue Aufgaben in seiner Schüler/-innenfirma zu übernehmen und aus seiner Komfortzone hinauszukommen. Wenn wir uns Alia beispielsweise angucken und schauen, wie eine Schüler/-innenfirma finanzielle Kompetenzen weiterbringt, beziehungsweise echte Geschäftsprozesse diese finanziellen Kompetenzen weiterbringen, können wir sagen, Alia hat mitgegründet. Sehr früh stand die ganze Schüfi vor dem Problem einer Kontoeröffnung. Wie können wir das machen? Alia musste also mit dem örtlichen Finanzamt telefonieren, hat dadurch für sich selber Hürden abgebaut. Als Vorständin ist sie beispielsweise auch für den Finanzplan und den Business-Plan verantwortlich und zum Teil setzt sie sogar Arbeitnehmerinnen- und Arbeitsnehmerverträge auf für nachkommende Schülerinnen und Schüler, die bei der Schüfi mitwirken wollen. In der Zukunft will sie ein eigenes Unternehmen gründen.

LISA SCHEDDIN: Und wir als Stiftung Bildung setzen uns bei der Förderung oder setzen bei der Förderung dieser Schüler/-innenfirmen einen riesigen Fokus auf Nachhaltigkeit. Im Prinzip ist jede Schülerfirma an sich immer schon Bildung für nachhaltige Entwicklung. Aber die Kinder und Jugendlichen bekommen hier in diesen Projekten noch als Richtschnur die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele mitgesetzt. Das heißt, sie müssen sich in ihren Projekten überlegen, wie sie das Gleichgewicht aus sozialer Verantwortung, Ressourcenschonung und einer gelungenen Wirtschaft hinbekommen. Das heißt, sie bekommen durch diese Schüler/-innenfirmen einen ersten Eindruck vom nachhaltigen Wirtschaften.

ALDO STEPHAN: Wenn wir auch da wieder auf unseren roten Faden gucken wollen, wie ihr vielleicht mitbekommen habt, Marco beispielsweise. Seine selbst belegten Brötchen hat er zu Anfang in Frischhaltefolie verpackt. Dadurch kam eine Menge Müll zustande. Mittlerweile haben sie deswegen als Team entschieden, wiederverwendbare Behälter zu nutzen, um diese belegten Brötchen zu verkaufen. Und darüber hinaus interessieren sie sich gerade dafür, wie sie ihre Schüfi weiterentwickeln können und gehen auf eine Fortbildung, wo es um die Herkunft der Lebensmittel geht. Wenn man sich das jetzt bei Alia anguckt, bei dem "my Bold" Unternehmen, was wir kennengelernt haben, ist es noch ein bisschen hochschwelliger oder interessanter, wie ich finde. Alia war von Anfang an leidenschaftlich mit Marketing beschäftigt. Ihr war sehr wichtig, von Anfang an das Produkt, was die Schüfi produziert, zu branden mit Umweltfreundlichkeit. Deswegen war der Anfang, zu sagen alle Menschen, mit denen wir zusammen produzieren, beziehungsweise unsere Partnerinnen und Partner, unsere Produzentinnen und Produzenten, müssen gute Lieferketten haben, die sie kontrollieren. Und so kontrollieren sie als Schüfi auch ihre eigenen Lieferketten und versuchen, nachhaltig zu bleiben.

LISA SCHEDDIN: So nun fragt ihr euch vielleicht, was Aldo und ich mit diesen Projekten zu tun haben. Und zwar ist es so, dass die Stiftung Bildung diese Projekte fördert durch eine erste Anschubfinanzierung. Kinder und Jugendliche können bei uns einen einfachen Antrag stellen und ihre Projekte entweder nachhaltig ausgestalten oder aber sie gründen eine Schüfi. Wir konnten seit 2022 bereits über 500 solcher Projekte fördern davon waren grob die Hälfte pure Gründungsideen. Und mit all diesen 500 Projekten haben wir über 15.000 Kinder und Jugendliche erreicht. Zusätzlich zu diesen Booster-Geldern, wie wir sie nennen, bieten wir das ganze Jahr über Workshops wie Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte an: Wie gründe ich, wie gründe ich nachhaltig, was ist finanzielle Bildung, wie geht Marketing? Und on Top zu dem laden wir die Kinder und Jugendlichen zum Netzwerken ein, entweder auf Schüler/-innenfirmenmessen oder aber bei einer großen Preisverleihung, die wir einmal im Jahr abhalten und die Top 25 der innovativsten und nachhaltigsten Projekte würdigen und das Bildungsengagement sichtbar machen.

ALDO STEPHAN: Bevor wir nun aber zusammenfassen wollen, warum Schüfis genau hier ein richtiger Ort sind, um Ihnen zu zeigen, wie finanzielle Bildung funktionieren kann praktisch und begeistern, ja, wollen wir auch den Leuten, die jetzt gerade noch dazu gekommen sind, nochmal ein Einblick bringen, wie so eine Schüfi überhaupt funktioniert. Und das können eigentlich unsere Best Practice Beispiele noch viel besser als wir. Deswegen haben wir noch ein drittes Video mitgebracht für Sie. Film ab!

[EINSPIELFILM] SCHÜLER: In der Schulfirma ist es wie eine Ag oder Projektarbeit. Die funktioniert fast wie eine reale Firma. Es geht darum, Geld einzunehmen und wieder auszugeben. SCHÜLER: Zunächst braucht ihr einmal eine Idee. SCHÜLER: Als nächstes braucht ihr ein Team. SCHÜLER: Nun müsst ihr euch überlegen, was vorhanden ist und was ihr noch braucht, um eure Idee umzusetzen. Zum Beispiel was für Marketing, Finanzen, Werkstattmeister ihr braucht und wer was übernimmt. SCHÜLER: Schließlich müsst ihr ausrechnen, welche Ausgaben ihr für die Umsetzung benötigt. [ENDE EINSPIELFIM]

LISA SCHEDDIN: So, nachdem diese Fahrradwerkstatt von einer Realschule aus Berlin das nochmal für uns zusammengefasst hat, Aldo möchtest du auch nochmal zusammenfassen und resümieren, was finanzielle Bildung eigentlich mit Schülerfirmen zu tun hat.

ALDO STEPHAN: Herzlich gerne, Lisa, herzlich gerne. Vielleicht haben manche von euch schon mitgekriegt: Marco und Alia sind Idealtypen gewesen, die gibt es so nicht. Aber es könnte eine Schülerin, ein Schüler von diesen Beispielen gewesen sein. Wir wollten Ihnen hiermit zeigen, wie Schüfis als Bildungskonzept diese ganzen Kompetenzen mitbringen, also sei es beispielsweise finanzielle Grundkenntnisse, soziale Kompetenzen und unternehmerische Fähigkeiten. All das kann eine Schüfi in den Schülerinnen und Schülern begeistern. Und die Schülerinnen und Schüler können das in der entwickeln. Und insgesamt macht das die Schülerinnen und Schüler, die an einer Schüfi mitwirken – und das ist das, was wir tagtäglich in unserer Arbeit feststellen – zu zukunftsfähigen Menschen, zu Menschen, die finanziell kompetent sind in Zukunft und Mut haben. Bevor wir nun aber zum Ende kommen, haben wir noch ein paar wirkliche Zitate aus unseren Projekten mitgebracht. Und das bringt mich zu der Frage, liebe Lisa, was ist denn dein Lieblingszitat von den ganzen Zitaten?

LISA SCHEDDIN: Das ist ziemlich einfach zu beantworten. Das stammt von einer Lehrerin aus Baden-Württemberg, die an einer Förderschule arbeitet. Und die hat bei einem Besuch einmal zu mir gesagt, die Betriebe wünschen sich unsere Jugendlichen, da sie so gut auf Beruf und Leben vorbereitet sind. Und dieses Zitat hat für mich nochmal verdeutlicht, dass Kinder und Jugendliche, die an der Schule zertifiziert bekommen, dass sie sich in einer Schüfi engagiert haben, eine bessere Bildungschance auf ihrem weiteren Bildungsweg haben oder sogar in der Berufswahl. Was ist dein Lieblingszitat?

ALDO STEPHAN: Ja, vielleicht hat der eine oder die andere es schon mitbekommen, nach der Schule möchte ich meine eigene Firma gründen und selbstständig arbeiten von Alia, wäre mein Lieblingszitat. Weil ich damals selber viele Ideen hatte, aber nie den Mut, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Deswegen ist das mein Lieblingszitat.

LISA SCHEDDIN: Okay, somit kommen wir zum Ende. Und wir danken euch sehr für eure Aufmerksamkeit und für euer Interesse.