THOMAS KEHL: So, also ich habe nur 13 Minuten. Das ist wie in so einem Video, aber die normale Nettoaufnahme sind 45 Minuten mindestens, also ich muss jetzt quasi die Schnitte mental rausrechnen. So, wo geht das? Da, genau. Das ganz kurz zu mir überspringe ich gleich. Ich habe immer irgendwas mit dem Thema Finanzen gemacht, habe dann Finanzfluss gegründet und dort Videos gemacht, die eine große Reichweite erzielt haben. Mittlerweile über 3 Millionen monatliche Aufrufe haben wir auf YouTube, 2 Millionen Menschen besuchen unsere Webseite. Und wir sind noch in verschiedenen anderen Bereichen aktiv. Und das Kernthema, was wir uns heute rausgesucht haben, worüber wir sprechen möchten, weil so, wie ich das verstanden habe, sind heute auch einige Schüler da, aber vor allem Lehrerinnen und Lehrer, und an die richtet sich vor allem der heutige Vortrag.
Das Problem mit der Rente – das ist mal so der Einstieg, da haben wir uns ein paar Slides zusammengetragen – ist, dass das Rentenniveau momentan ziemlich im Sinkflug ist und dass man sich um das Thema mehr und mehr selbst kümmern muss. Und genau dieses Thema haben wir seit mittlerweile über fünf Jahren belegt, wo wir halt gezeigt haben, wie man das Thema Finanzen in die eigenen Hände nimmt und sich gerade mit so einer Problematik auseinandersetzt. Wir haben das Ganze mal beispielhaft durchgerechnet. Das hier ist Steffi. Sie ist 45 Jahre alt, wird mit 65 Jahren in Rente gehen, Bundesgebiet West. Wir haben eine Inflationsrate angenommen langfristig von 1,84 Prozent, das ist derzeit deutlich geringer, als was wir jetzt in den letzten Jahren hatten, aber wir haben hier mal einen 30 Jahre Durchschnitt genommen. Eine Rentenanpassung von 1,1 Prozent und ein relativ hohes Bruttogehalt. Wir haben für sie mal durchgerechnet, was das Thema Rentenlücke bedeutet. Wir haben da einen Rechner auf unsere Webseite gepackt, wo das jeder für sich einmal durchrechnen kann. Auch die verschiedenen Faktoren mal mit durchspielen. Ja, und genau, aus 6.800 Euro Bruttolohn bleiben am Anfang eine Rente inflationsbereinigt von rund 2.200 Euro übrig.
Das heißt, man muss ein bisschen was machen. Und was wir später sehen werden, ist, dass Sparen alleine nicht reicht. Und deswegen beschäftigen wir uns seit sehr langer Zeit mit dem Thema Investieren und zeigen, wie man das Thema einfach runtergebrochen kriegt und möglicherweise auch Schülerinnen und Schülern zugänglich macht. Wir haben mal eine kleine Beispielrechnung gemacht. Wir sind wieder bei Steffi, allerdings 20 Jahre früher. Sie ist jetzt 25 Jahre alt und fängt an, 100 Euro jeden Monat auf die Seite zu legen mit dem Ziel, was für die Rente zu haben. Das ist also eine Laufzeit von genau 40 Jahren. Und wir haben angenommen, dass dieses Geld – nehmen wir mal eine konstante Verzinsung von 5 Prozent an – verzinst wird. Wie man dahinkommt, dazu gleich mehr. Ihr Kumpel Jan ist genauso alt, fängt allerdings erst zehn Jahre später an. Wichtiger Hinweis an dieser Stelle, das ist nicht schlimm, wenn man mit 35 Jahren anfängt, auch nicht mit 45, weil wir kriegen viele Fragen dazu, aber das ist jetzt mal eine Beispielrechnung. Er fängt zehn Jahre später an, also mit 35 Jahren. Und das ist die Entwicklung des Endkapitals über die Laufzeit. Wir sehen, bei Steffi geht es schon am 25. Lebensjahr los, bei Jan erst am 35. Lebensjahr. Bei Steffi kommen am Ende 161.000 Euro raus, bei Jan etwas weniger als 90.000 Euro.
Was aber interessant ist, ist wenn man sich die Aufteilung anschaut zwischen dem, was eingezahlt ist und was der Zinsertrag ist. Da können wir uns die letzte Säule angucken. Da kann man sehen, das ist ein bisschen mehr. Also mehr als die Hälfte ist ein Zinsertrag bei Jan im 65 Lebensjahr. Wenn wir uns das Ganze aber anschauen bei Steffi, die deutlich früher angefangen hat, ist der gelbe Bereich, also das, was an Kapitalerträgen angefallen ist, deutlich größer als der blaue Bereich, das, was sie selbst eingezahlt hat. Der Unterschied sind 71.000 Euro. Und das setzt sich zusammen aus 12.000 Euro, die sie mehr eingezahlt hat, denn klar, sie hat ja zehn Jahre früher angefangen zu sparen, das heißt, zehn mal 12 mal 100 Euro, was sie eingezahlt hat. Was aber beeindruckend ist, ist, dass der Großteil des Unterschiedes eigentlich aus den Zinsen oder den Kapitalerträgen kommt. Also es sind 60.000 Euro, die das ausmacht, 10 Jahre früher angefangen zu haben.
Das ist soweit die kleine Beispielrechnung. Und jetzt genau, das Ganze ist ja schön, aber wo kriegt man 5 Prozent Zinsen her? Heute könnte man das vielleicht noch bekommen. Aber die Antwort... Zunächst mal, was gibt es überhaupt für Anlagemöglichkeiten? Ich glaube, das ist allen hier im Raum ein Begriff. Wir konzentrieren uns tatsächlich jetzt mal auf die Anlageklasse der Aktien, weil das, glaube ich, der Bereich ist, der am meisten verstanden oder der sehr komplex ist – und der aber gar nicht so komplex ist –, aber den man sich ganz gut oder den man sich aneignen sollte. Das soll aber nicht heißen, dass die anderen Anlagebereiche uninteressant sind und dass man das nicht machen soll. Ich habe aber nur 13 Minuten.
Ganz kurz zusammengefasst: Aktien als Anlageklassen werfen langfristig gesehen eine positive Rendite ab. Ganz wichtig hier zu verstehen, ist der Unterschied zwischen einer Aktie und Aktien als Anlageklasse. Das wird häufig miteinander verwechselt. Denn eine Aktie kann pleite gehen, eine Aktie kann große Verluste verursachen. Aber womit wir uns beschäftigen, ist die Anlageklasse Aktien. Also in der Theorie alle Aktien, die es sozusagen gibt. Es werden laufend Erträge generiert durch Dividenden. Sie sind liquide, also an der Börse gehandelt. Und es ist relativ einfach und kostengünstig, weltweit zu streuen. Dazu gleich mehr, wie sowas funktionieren kann. Aber sind Aktien nicht riskant? Ja, sind sie. Komme ich gleich drauf zu sprechen. Ein Konzept, was noch wichtig zu verstehen ist, ist das Thema Diversifikation, also Aufteilen in verschiedene Aktien. Das ist das, was ich eben angedeutet habe: Nicht in eine Einzelne investieren – hier der ganze Geldbetrag auf einer Einzigen –, sondern möglichst streuen auf Verschiedene. Damit reduziere ich das Risiko und profitiere umso mehr von der Anlageklasse an sich und nicht von einzelnen Titeln.
So, warum sollte man breit streuen? Wir haben das mal durchgerechnet. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu klein. Ihr müsst euch die Zahlen nicht ganz genau im Detail anschauen, aber wir haben ein Portfolio zusammengestellt von drei zufällig gewählten Aktien. Der Zufallsgenerator hat ergeben Fresenius, Siemens und BMW. Und da sehen wir, die langfristige Rendite lag irgendwo um die 7 Prozent pro Jahr, aber mit ziemlich heftigen Crashes zwischendurch. Also der Dotcom-Crash, die Finanzkrise ist mit drin und auch der COVID-Crash. Dann haben wir hier – da ist noch ein Typo mit drin – der DAX hat 40 Komponenten mittlerweile, ist ein breiter gestreuter Index, also es sind jetzt mittlerweile 40 Werte drin und hat eine Durchschnittsrendite von 4,8 Prozent pro Jahr abgeworfen. Und dann kann man das Ganze, diese Diversifikation, nochmal maximieren, indem man sich nicht den deutschen DAX anschaut, sondern den Welt-DAX, wie ich es immer ganz gerne nenne. Und das ist ein Referenz-Index, den man hier wählen kann, das ist MSCI ACWI. Also da sind Tausende unterschiedliche Aktien da drin. Was interessant ist zu sehen, 6,7 Prozent hat er langfristig gebracht, aber diese Kennzahl hier ist eigentlich noch interessanter. Und das ist die sogenannte Volatilität. Brauchen wir jetzt nicht genauer verstehen, was das ist. Volatilität ist, wie stark schwankt eine Aktie: schwankt die nur ein bisschen so oder schwankt die so. Und das ist eine Maßzahl für Risiko. Was halt sehr beeindruckend ist, ist zu sehen, von links nach rechts wird diese Zahl deutlich kleiner. Und das ist genau das, was in meiner Aussage drinsteckt: Dass, wenn man streut, dass man dann sein Risiko reduziert. Also dass einzelne Aktien sehr wohl riskant sind, aber die Anlageklasse im Risiko reduziert werden kann.
Hier noch ein weiteres Beispiel, und zwar haben wir uns mal über einen Zeitraum von 50 Jahren diesen Weltindex genommen, also sehr wohl ein diversifiziertes Portfolio und haben uns jedes einzelne Jahr angeschaut. Da gab es ein Jahr, das ist extrem gut gut laufen. Das war 39,1 Prozent Plus in einem Jahr. Und es gab ein Jahr, das ist extrem schlecht gelaufen, nämlich 42,1 Prozent Minus, also fast die Hälfte weg. Und der Durchschnitt lag bei 7,6 Prozent. Und zwischen diesen Werten können sich alle 50 Punkte anordnen lassen. Also, es ist eine extrem breite Streuung. Dementsprechend kann man sagen, ja, Aktien sind ein Glücksspiel, wenn man ein Jahr lang investiert. Wenn man das Ganze aber dann mal durchrechnet für zum Beispiel Portfolios von fünf Jahren beziehungsweise hier jetzt weiter rechts von zehn Jahren, dann nährt sich das Ganze an. Da war das schlechteste 10-Jahres-Portfolio, hat auf den 10-Jahres-Zeitraum Minus 2,2 Prozent gemacht und das beste Plus 15,8 Prozent, im Durchschnitt 7 Prozent. Das heißt, die Breite – also diese Schwankung – ist viel geringer geworden. Und das Ganze kann man jetzt über beliebig lange Zeiträume durchziehen, und wir sehen, dass ab einem gewissen Punkt von 15 Jahren die schlechteste Rendite bei 1,5 Prozent liegt. Und das ist ein positiver Wert. Das heißt, in dieser Modellrechnung von einem weltweit gestreuten Index über 50 Jahre hinweg gibt es kein 15-Jahres-Portfolio, was Verluste gemacht hat.
Und deswegen kann man sagen, ja, Aktien sind eine Spekulation, wenn man das kurzfristig betrachtet, aber wenn man die Anlageklasse und breit diversifiziert reingeht auf einen langen Zeitraum, kann man mit positiven Erträgen rechnen, zumindest wenn man die in die Historie schaut.
So, wie investiert man jetzt breit? Ich würde es jetzt ein bisschen abkürzen. Das Stichwort an dieser Stelle ist, in sogenannte Indices investieren, also nicht auf einzelne Aktien, sondern auf Gruppen von Aktien. Wir kennen das in Deutschland mit dem DAX 40. Das sind die 40 größten Aktien in Deutschland. Aber das gibt es auch nochmal überregional, beispielsweise so einen MSCI Wold oder es gibt auch deutsche Alternativen zum Beispiel von Solactive. Das sind so die bekannten Anbieter, die es da gibt. Und in diese Indices kann man aber nicht direkt investieren, sondern muss man immer über ein anderes Finanzprodukt gehen und das sind sogenannte ETFs – Exchange Traded Funds.
Da will ich jetzt auch nicht zu sehr ins Detail gehen. Die Idee dahinter ist, dass es ein passives Anlageprodukt ist, was genau diesen Index abbildet. Und das hat den Vorteil beziehungsweise fünf Kernvorteile, die wir herausgearbeitet haben. Erstens mal ist es emotionslos. Das hilft an der Börse sehr. Es wird einfach nur dieser Index abgebildet, ohne irgendwie eine Meinung dazu zu haben. Das Ganze ist extrem kostengünstig und demnach kann man auch leicht streuen. Also wenn man sich 1.300 Werte ins Depot legen will, das kann relativ schnell teuer werden. Mit so einem ETF ist es ziemlich einfach und günstig und auch noch liquide. Das würde ich mal als neutralen Punkt sehen, die Liquidität, weil man kommt theoretisch immer an sein Geld ran, man sollte aber auch nicht unbedingt immer ran. Das ist so der Hintergrund. Hier mal ein Beispiel von einem MSCI World über einen sehr langen Zeitraum, dass man da auch über den 7 Prozent liegen kann. Das soll aber auch nicht heißen, dass es in Zukunft diese 10 Prozent oder diese 7 Prozent garantiert gibt. Also es ist immer ein Risiko in der Kapitalanlage mit drin.
Ja, das war soweit die Idee dahinter im Schweinsgalopp, quasi. Unser Angebot ist Finanzfluss-Bildung. Wir haben so eine neue Initiative ins Leben gerufen, wo wir Bildungsinstituten die Möglichkeit zu einem kompletten Online oder den Zugang zu einem Online-Portal ermöglichen, um das mit Schülerinnen und Schülern oder auch Studentinnen und Studenten zu teilen. Und es gibt einen lebenslangen kostenlosen Zugang. Es sind über 90 Videos drin mit kleinen Q&As am Ende, wo man so Multiple-Choice-Fragen beantwortet, jede Menge PDF-Dokumente. Das war ein Produkt von uns gewesen, was wir lange Zeit verkauft haben. Das haben wir eingestellt, um es halt jetzt kostenlos Bildungsinstituten zur Verfügung zu stellen. Wen das Ganze interessiert, richtig Smartphones raus. Und dann kommt ihr auf so eine Google Forms. Da könnt ihr euch eintragen. Und dann nehmen wir Kontakt mit euch auf. Beziehungsweise hier sind auch einige meiner Kollegen unterwegs mit so einem Finanzfluss-Pulli und die könnt ihr einfach ansprechen. Das war es. Sogar 40 Sekunden früher.