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Young Finance

Textfassung des Videos „Young Finance“

SABINE ALBACH: Ein herzliches Willkommen im Namen meiner Kollegin Melanie Volkelt von der ING, Karin Vorhoff vom deutschen Caritasverband und mir, mein Name ist Sabine Albach.

Über Geld spricht man... besser, doch. Und zwar am besten, idealerweise, bevor man volljährig wird und mit der ersehnten Selbstbestimmung auch die Selbstverantwortung Einzug hält. Deswegen bieten wir – also die ING und die Caritas – mit unserem gemeinsamen Projekt Young Finance jungen Menschen einen Raum, in dem sie auf diese Selbstverantwortung vorbereitet werden. Was heißt das konkret? Wir sprechen hier von 90 Minuten interaktiver Schuldenprävention in der Schule, also eine Schul-Doppelstunde, in der junge Menschen ab 13 Jahren den Umgang mit Geld lernen, zum Beispiel indem sie reflektieren. In welchem Zusammenhang stehen meine Bedürfnisse und Wünsche mit meinem Konsum? Was beeinflusst alles meine Kaufentscheidungen, und woher weiß ich eigentlich, ob ich mir ein eigenes Auto oder eine eigene Wohnung leisten kann? Aber zum Beispiel auch, welche Fallstricke gibt es bei der Nutzung von Online-Bezahldiensten, und welche langfristigen Konsequenzen können sich daraus ergeben?

Bei Young Finance geht es primär darum, Jugendliche mit alltagsrelevantem Wissen zu versorgen und sie dadurch in die Lage zu versetzen, gute finanzielle Entscheidungen zu treffen. Und wer könnte solche Präventionseinheiten besser durchführen als ausgebildete Schuldenberaterinnen und Schuldenberater, die Tag ein Tag aus ganz konkret Geschichten hören, wie junge Menschen in Verschuldung geraten. Ein großer Vorteil ist, die Caritas ist deutschlandweit mit Beratungsstellen vertreten und somit der ideale Partner, wenn es darum geht, ein flächendeckendes Angebot zu ermöglichen.

MELANIE VOLKELT: Was hat denn die Caritas mit der ING am Hut. Und wie kam es überhaupt zur Zusammenarbeit? Wir schreiben das Jahr 2020, die Pandemie kam. Was ist passiert? Die Wirtschaft ist komplett runtergefahren, und man hat festgestellt, es fehlt uns an Resilienz. Mit dem ING Community-Impact-Ansatz unterstützen wir daher seit 2021 Programme, die zu einer integrativen Wirtschaft beitragen, also eine Wirtschaft, in der jede und jeder die Fähigkeit und Möglichkeit hat, sich daran zu beteiligen. Daraus sind drei ganz konkrete Fokusbereiche entstanden. Zukunftssichere Beschäftigung. Hierbei handelt es sich um die Entwicklung und Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen – und das natürlich auch digital –, um für die Arbeitswelt auch in der Zukunft gut aufgestellt zu sein. Sozialunternehmen. Wir sprechen hier von Social-Enterprises. Mit Sozialunternehmen und Start-ups gehen wir gemeinsam gesellschaftliche Herausforderung an, um mit ihnen innovative Lösungen zu entwickeln. Und last but not least der Bereich finanzielle Fähigkeiten und Bildung: Rauskommen aus finanziellen Nöten und Schwierigkeiten. Und wie das?

KARIN VORHOFF: Am besten mit Prävention. Wir als Caritas verfügen über ein breit aufgestelltes Hilfenetz von Einrichtungen und Diensten als gemeinnütziger Wohlfahrtsverband. Bei der Caritas Schuldnerberatung arbeiten Expertinnen und Experten, die wissen, wie man Schulden wieder loswird, und die zugleich mit pädagogischem Gespür Menschen in schwierigen Lebenssituationen erreichen können und sie vor allem auch zur Selbsthilfe befähigen. Als Caritas stehen wir für eine solidarische Gesellschaft ein, für Chancengerechtigkeit, für Teilhabemöglichkeiten aller Menschen, gleich welcher Herkunft und Einkommenssituation. So kamen wir schnell mit der ING zusammen und haben gemeinsam unsere Initiative zur Schuldenprävention für junge Leute entwickelt. Denn wir sehen auch gemeinsam: Verschuldung verbaut Lebenschancen. Verschuldung und schon gar Überschuldung grenzt aus. Mit Schufa-Eintrag keine eigene Wohnung, jeder Euro muss dreimal umgedreht werden und vor allem wird der Blick in die Zukunft von existenziellen Sorgen verstellt.

Daher wollen wir die Resilienz junger Menschen stärken. Mit Prävention. Das ist erst mal Wissen stärken, das Verstehen von Zusammenhängen in der Welt des Geldes und unsere Andockstellen sind die über 300 Schuldnerberatungsstellen der Caritas. Zu deren gesetzlichen Auftrag gehört allerdings nur die Beratung bereits überschuldeter Menschen, also zu einem Zeitpunkt, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Nur mancherorts und mit Hilfe von Projekten können wir die Wurzel des Übels packen. Präventiv tätig werden, Finanzwissen stärken, beraten, bevor Verschuldung droht. Das konnten wir nun gemeinsam mit der ING und mit ihrer großzügigen Unterstützung systematisch angehen. Transparenz ist dabei die Basis, um gemeinsam auf Augenhöhe miteinander arbeiten zu können, sowohl mit der ING als Kooperationspartnerin als auch bei uns intern in der Caritas. Die ING hat uns die Spende zur Umsetzung zur Verfügung gestellt, und wir als Caritas, als Bundesverband, haben dafür gesorgt, dass über ein Interessenbekundungsverfahren interessierte Beratungsstellen bedarfsgerecht Zugriff auf diesen Topf erhalten, damit die Spende vor Ort auch richtig eingesetzt wird. Die Maßnahmen evaluieren wir kontinuierlich und entwickeln sie so weiter. Wir machen sie also besser. Das hat sich bezahlt gemacht, wie meine Kollegin Katharina Scholz, die das Projekt verantwortet, gleich in einem kleinen Einspieler berichten wird.

KATHARINA SCHOLZ: Von Beginn an habe ich Young Finance gemeinsam mit unseren Partnerinnen entwickelt, und aus einer ersten Idee ist bis heute ein großes und starkes Projekt geworden, das ganz offensichtlich einen Nerv getroffen hat. Im ersten Jahr haben 34 Standorte an Young Finance teilgenommen und das Projekt hat sich dann relativ schnell herumgesprochen. 2024 sind über 50 Schuldnerberatungsstellen mit dabei. Die jungen Menschen in Schulen und Einrichtungen melden uns zurück: Klasse, genau so etwas brauchen wir. Und die Beratenden berichten uns, dass sie von Anfragen überrannt werden und mittlerweile doppelt so viele Einheiten und Workshops durchführen könnten, wie Mittel zur Verfügung stehen.

KARIN VORHOFF: Ja, das zeigt, es gibt einen riesigen Bedarf vor Ort und vor allem zeigt die Initiative auch Wirkung. Vor Ort haben wir die Kooperation von Schuldnerberatung und Bildungseinrichtungen gespürt. Ganz wichtig im Prozess. Gemeinsam haben wir mit den Akteuren Bildungsmaterialien entwickelt oder weiterentwickelt. Und dank der ING kann es jetzt tatsächlich auch 2025 weitergehen und nochmal ein Bisschen ausgeweitet werden. Vielen Dank! Denn was uns wichtig ist, wenn wir der Gesellschaft, aber auch vor allem jedem einzelnen hohe Monetäre und soziale Kosten ersparen wollen, tun wir gut daran, Prävention konsequent zu stärken. Hier sollte Politik auch investieren und nicht nur in den Reparaturbetrieb, so wichtig dieser auch ist. Das kann keinesfalls ein Sektor allein stemmen, auch nicht eine so wunderbare Kooperation zwischen einem Unternehmen und einem Wohlfahrtsverband, so groß und erfolgreich sie bis heute gewachsen ist.

Damit nämlich all das, was wir in dem Projekt gelernt, entwickelt haben und vorantreiben, nicht verpufft, brauchen wir einen längeren Atem und Verlässlichkeit. Wir brauchen mit anderen Akteuren Allianzen, gemeinsame Umsetzung von Strategien. Lassen sie uns daher hier und heute und im Nachgang auch noch bei der weiteren Erarbeitung der Strategie Finanzbildung der Bundesregierung ins Gespräch kommen. Wer macht hier noch mit? Was kann Politik dafür tun, damit wir künftig verlässliche Strukturen haben für diese Arbeit? Vielleicht ein Programm? Wir setzen Finanzwissen auf den Stundenplan? Gerne denken wir hieran weiter. Mit dem Finanzministerium, dem Bildungsministerium und mit Ihnen, den vielen, vielen Expertinnen und Experten aus Stiftungen, Verbänden, Finanzwesen und anderen Organisationen.

SABINE ALBACH: Diesem Appell von Karin möchten wir uns gerne anschließen und Sie alle darüber hinaus ermutigen. Ja, Wohlfahrt um Wirtschaft haben verschiedene Strukturen und auch verschiedene Arbeitsweisen. Jedoch muss das kein Showstopper sein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir haben für uns festgestellt, auf bestehende Strukturen aufzubauen, diese bestenfalls – Initiativen – zu verstärken, das Rad nicht neu zu erfinden. Das erhöht die Wirksamkeit. Und wir sprechen hier von reellem Impact. Wir sprechen hier von jungen Menschen. Im Fall von Young Finance: Schuldenberatungsstellen gibt es flächendeckend, genauso wie Schulen. Nur die Ressourcen, die Ressourcen sind endlich. Young Finance hat uns gezeigt, wie wichtig und wertschöpfend die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wohlfahrt sein kann, und wir finden, dass branchenübergreifende Kollaborationen – also bereits bestehende Netzwerke und Expertisen zu verbinden – schaffen eine riesige Vielfalt an Möglichkeiten zur Lösung diverser gesellschaftliche Herausforderungen. Nicht nur im Kontext von finanzieller Bildung.

MELANIE VOLKELT: Wir stehen heute komplexen gesellschaftlichen Herausforderung gegenüber, die nicht von einer einzigen Institution oder Organisation bewältigt werden können. Verschiedene Perspektiven, verschiedene Herangehensweisen sind unserer Meinung nach essenziell zur Schaffung einer gestärkten Resilienz. Um diese auch nachhaltig zu schaffen, braucht es einfach mehr. Wir können und wir sollten nicht darauf warten, dass sich die Rahmenbedingungen irgendwie ändern. Wir müssen alle jetzt handeln. Wie wir bereits erfahren haben, ist der Bedarf immens und die Anfrage steigt einfach stetig. Aktuell ist Young Finance ein Projekt, unsere Vision. Wir möchten mit weiteren Akteuren, Stakeholdern die Projektphase einfach hinter uns lassen und ein dauerhaftes, nachhaltiges Programm, also ein Angebot, gestalten. Wir laden Sie hier mit ein, ein Förderer von Young Finance zu werden. Und wie das? Monetär als Impulsgeber, als Unterstützer, welcher uns mit Expertise und Fachwissen zur Seite steht.

Das war's von uns dreien. Vielen Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit. Danke schön!