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Kooperationen eingehen

Textfassung des Videos „Kooperationen eingehen“

MICHAEL LESKY: Herzlich willkommen beim Beitrag „Kooperationen eingehen, Qualität sichern – Neutralität garantieren“. Mein Name ist Michael Lesky. Ich bin Referent beim Volkshochschulverband Baden-Württemberg und werde Ihnen zusammen mit meinem Kollegen Eckhard Benner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg das Projekt Verbraucherbildung für Erwachsene und Familien in Baden-Württemberg vorstellen. Wir machen am Anfang nochmal eine Projektvorstellung, dann gehen wir auf die Herausforderungen ein, gehen auf unsere Lösungen ein und am Ende gibt es dann einen Einblick.

Ziel des erwähnten vom Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg geförderten Projekts ist es, ein flächendeckendes Angebot an Verbraucherbildung in Baden-Württemberg zu schaffen. Jetzt muss ich hier mal klicken. Inhaltlich konzentriert sich das Projekt auf die Themenfelder Finanzen und Vorsorge, digitale Welt und Kommunikation, nachhaltiger Konsum, Energie und Gesundheit. Die Zielgruppen des Projekts sind ganz offen ausgelegt: Erwachsene und Familien, aber auch junge Erwachsene, Kinder.

Grundlage für den Projektstart war eine Marktanalyse, die wir im Jahr 2018 durchgeführt haben. Wir haben uns mal die Programme von 120 Volkshochschulen und Familienbildungsstätten in Baden-Württemberg durchgesehen und haben festgestellt, dass es zwar Verbraucherbildung gibt, aber eben nur punktuell und selten ein ausgebautes Programm vorhanden ist. Es gab zu diesem Zeitpunkt somit kein flächendeckendes Angebot an Verbraucherbildung.

Um unserem Ziel gerecht zu werden und Verbraucherbildung in die Fläche zu bringen, sind wir Kooperationen eingegangen. Wie schon erwähnt, auf Landesebene kooperieren der Volkshochschulverband Baden-Württemberg und die evangelische Landesarbeitsgemeinschaft der Familienbildungsstätten in Württemberg, die Verbraucherzentrale war von Anfang an sehr eng eingebunden. Wir haben auch vor Ort in den Kommunen und in den Landkreisen Pilotregionen gebildet, die von anfangs zwei auf heute zehn Pilotregionen ausgeweitet wurden. Zentrum einer Pilotregion ist stets eine regionale Institution der Erwachsenenbildung, in diesem Fall eine Volkshochschule oder Familienbildungsstätte. Die Pilotregionen sind sowohl in städtischen als auch in ländlichen Räumen verortet und bilden vor Ort Netzwerke, mit denen sie dann in der Region in die Fläche gehen. Das bedeutet, dass eben so wie auf Landesebene auch auf kommunaler Ebene die Pilotregionen aus zahlreichen Kooperationspartnern bestehen. Mit Hilfe dieser Strategie konnten wir im letzten Projektjahr 610 Bildungsangebote platzieren und damit über 6.600 Teilnehmende erreichen.

Jetzt kommen wir zu den Herausforderungen. Wir werden im Folgenden die Herausforderungen an das Projekt am Beispiel der finanziellen Verbraucherbildung schildern. Sie alle sind Expertinnen und Experten. Sie wissen, dass sich ständig wandelnde komplexe Inhalte besonders in der finanziellen Verbraucherbildung eine ständige Aktualisierung des Wissens notwendig machen. Dies können weder die Volkshochschulen noch die FBS leisten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es entsprechender Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner. Das sind die Kooperationen, die wir eingegangen sind.

Ein zweiter Knackpunkt für uns ist die Neutralität der Bildungsangebote, zu denen wir als Einrichtungen der Erwachsenenbildung verpflichtet sind. In der finanziellen Verbraucherbildung gab und gibt es einen gravierenden Mangel an unabhängigen Dozentinnen und Dozenten, die kein eigenes absatzwirtschaftliches Interesse besitzen. In der Vergangenheit wurden hier gelegentlich Bank- beziehungsweise Sparkassenangestellte oder etwa Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmarker für Bildungsangebote geworben. Wir sind der Herausforderung, die Neutralität der Bildungsangebote zu gewährleisten, auf verschiedenen Ebenen begegnet. Erstens haben wir in der aktuellen Situation besondere Qualitätskriterien für die Dozentinnen und Dozenten in diesem Bereich entwickelt. Um Abhilfe beim Dozentinnen- und Dozentenmangel zu schaffen, wurde ein Fortbildungskonzept entworfen, das im Bereich der finanziellen Verbraucherbildung in neue, kompetenzorientierte Angebote münden soll. Unsere Lösungsvorschläge wird Ihnen jetzt Herr Benner präsentieren.

ECKHARD BENNER: Genau, auch von mir erstmal herzlich willkommen. Vielen Dank, dass Sie Interesse an unserem Vortrag zeigen. Für die Projektpartner, die beiden Projektpartner, die der Landesverband der VHS in Baden-Württemberg und die Landesarbeitsgemeinschaft der Familienbildungsstätten, war es wichtig, in drei Bereichen – darauf wurde gerade hingewiesen – die Qualität zu sichern. Das heißt, es kam auf die Wahl der Kooperationspartner an. Es kam dann auf die Erweiterung der Qualitätskriterien für die Dozierenden an. Und drittens kam es auf die zielorientierte Ausarbeitung eines Fortbildungskonzepts für die Dozierenden an.

Bei diesen drei Bereichen stand zunächst die Wahl der Kooperationspartner im Vordergrund. Die Wahl fiel da auf das Institute for Financial Education der Universität Mannheim, um in dem Bereich auch die wissenschaftliche Expertise aus der finanziellen Verbraucherbildung einbringen zu können. Und der zweite Kooperationspartner waren wir, die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Hintergrund unserer Auswahl ist, dass wir als Institution von vornherein ausschließlich für die Verbraucherinnen und Verbrauchern verantwortlich sind. Und das zweite war im Wesentlichen, dass wir über die Verbraucherberatungen unmittelbaren Zugang zu den Herausforderungen haben, vor den Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihren Marktentscheidungen aktuell tatsächlich stehen, um dann gemeinsam – also alle vier Partner –, um dann gemeinsam Bildungsbedarfe für die aktuelle Situation auch ableiten zu können. Und daraufhin dann auch Bildungsangebote zu entwerfen. Wir arbeiten alle vier jetzt in dem Projekt gemeinsam beispielsweise Bildungsangebote aus und diskutieren und erarbeiten eben auch weiter und setzen auch das Fortbildungskonzept, auf das ich gleich noch zu sprechen komme, auch gemeinsam um.

Bei dem Punkt der Erweiterung der Qualitätskriterien für die Dozierenden war es den beiden Projektpartnern, dem VHS-Landesverband und der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienbildungsstätten, wichtig, die schon bestehenden Qualitätskriterien, die für Dozierenden in allen Bereichen der Erwachsenenbildung ohnehin bestehen – das sind die pädagogischen und auch die inhaltlichen Kriterien –, zu erweitern auf das Kriterium, das in der Verbraucherbildung von besonderer Bedeutung ist, und das ist die anbieter- und produktunabhängigkeit der Dozierenden. Das bedeutet, dass das Projekt einen Kriterienkatalog entworfen hat, der dann an die Dozierenden angelegt wird. Und der besteht darin, dass in den Kursen keine Werbung für Produkte, für das eigene Unternehmen gemacht werden kann oder ein anderes Unternehmen gemacht werden kann, auch nicht für irgendwelche Dienstleistungen. Und dass es nicht miteinander verwoben wird. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass das durchaus immer mal wieder vorkam. Woraufhin sich dann eben die Teilnehmenden bei den entsprechenden Institutionen dann eben auch gemeldet haben und haben gesagt, das wäre jetzt nicht das, was sie wirklich unter Bildungsangeboten oder Kursen erwartet haben.

Der zweite Punkt ist, die Dozierenden sollten oder sollen keine finanzielle Beziehung zu Unternehmen, Verbänden der Finanzbranche haben, um tatsächlich unabhängig agieren zu können. Und alle Lerninhalte, die an einem Produkt am besten dargestellt werden können, müssen aber auch gleichzeitig weitere Produkte und Alternativprodukte, Vor- und Nachteile dieser Produkte eben darstellen. Um nicht – was ich am Anfang gesagt habe – auch nur in die Nähe oder in den Verdacht von Werbung zu kommen, ist eine breite Darlegung der Inhalte eben entsprechend wichtig.

Der dritte Punkt, das ist die zielorientierte Ausarbeitung des Fortbildungskonzepts. Dafür wurde eben das Institute for Financial Education gewonnen, die federführend dieses Konzept ausarbeiten mit der entsprechenden wissenschaftlichen Expertise in der finanziellen Bildung. Es wurden bisher zwei Themenbereiche ausgewählt: zum einen „Souverän agieren im Finanzberatungsgespräch“ und zum anderen „Privat für das Alter vorsorgen“. Im Themenfeld „Souverän agieren in der Finanzberatung oder im Finanzberatungsgespräch“ geht es darum, die Teilnehmenden an diesen Kursen, also an den zukünftigen Kursen, auf solche Gespräche vorzubereiten, ihnen das Wissen zu vermitteln, dass in diesen Gesprächen auch gesprächspsychologische und entsprechende verkaufspsychologische Methoden angewandt werden. Aber vor allen Dingen geht es darum, ihnen handlungsorientiertes Wissen und eben handlungsorientierte Kompetenz mitzugeben, damit sie in diesen Gesprächen dann auf ihre eigenen Ziele hinwirken können. In dem zweiten Bereich „Privat für das Alter vorsorgen“ geht es darum, im Fortbildungskonzept die Dozierenden darauf vorzubereiten, dass sie vermitteln können, dass individuelle Altersvorsorgestrategien eben für den jeweiligen Teilnehmenden von Bedeutung sind. Das heißt, dass sie für die Teilnehmenden individuell entwickelbar werden. Dass es eben keine pauschale Lösung gibt, dass es auch nicht vom Produkt oder von einer Dienstleistung her entwickelt werden kann, sondern eben von der eigenen Lebensphase, die sich ja auch im Verlauf des Lebens ändern kann.

Um das dann eben letztendlich im Ausblick und auch in dem nächsten Schritt, den das Projekt geht, ist die Gewinnung und Ausbildung von eben neuen Dozierenden, die im Rahmen dieses Konzepts dann eben auch fortgebildet werden, ihnen das Handwerkszeug an die Hand gegeben wird, um entsprechende Kurse bei den beiden Erwachsenenbildungsträgern durchzuführen.

Damit sind wir am Ende. Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Vielen Dank.